Warum Handarbeiten im Trend liegen

Wie sinnvoll sind klassische Handarbeiten eigentlich
– oder warum Handarbeiten heute wieder absolut im Trend liegen
 

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Tätigkeiten, die früher als die klassischen, weiblichen Handarbeiten bezeichnet wurden und die meisten haben sicher noch ihre Großmutter vor Augen, die auf einem Stuhl in der Küche sitzend häkelte, strickte, nähte, stickte, klöppelte oder auch einfach nur die Löcher in den Socken stopfte.

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Später dann wurden diese klassischen Handarbeiten zu einer oft eher ungeliebten Pflichtübung in der Schule, während sie sich heute wieder großer Beliebtheit erfreuen. Natürlich sind klassische Handarbeiten nicht modern, aber dennoch liegen sie im Trend. 

 

So gibt es vermutlich keine Volkshochschule, die nicht auch Handarbeitskurse anbietet und kaum einen Kindergarten- oder Schulbasar und Weihnachts- oder Kunsthandwerkermarkt, wo nicht auch Selbstgesticktes, -gehäkeltes oder -genähtes angeboten wird.

In unterschiedlichsten Aktionen wird dazu aufgefordert, Kleidung für Kinder in der Dritten Welt oder Obdachlose anzufertigen und schon lange folgt auch der Handel dem wiederentdeckten Hobby, so dass mittlerweile nicht nur in Fachgeschäften, sondern in nahezu jedem Supermarkt und bisweilen sogar bei Discountern in Sonderaktionen Wolle und Garne samt Nadeln und Literatur erhältlich sind. Angesichts der Kosten für die benötigten Materialien, der Zeit und der Arbeit und verglichen mit den Preisen, zu denen industriell hergestellte Textilien angeboten werden, mag durchaus die Frage berechtigt sein, wie sinnvoll klassische Handarbeiten eigentlich sind.

Und unmittelbar daran schließt sich die Frage an, warum Handarbeiten heute wieder absolut im Trend liegen: 

Die Wurzeln der klassischen Handarbeiten

Einen konkreten Zeitpunkt zu benennen, an dem die klassischen Handarbeiten ihren Ursprung fanden, ist sicherlich kaum möglich. Unbestritten dürfte jedoch sein, dass die Handarbeiten zunächst einen rein praktischen Nutzen hatten. Schließlich gab es in Urzeiten keine Geschäfte, so dass die Menschen schlichtweg gezwungen waren, die Dinge, die sie benötigten, selbst herzustellen.

Im Laufe der Zeit erkannten die Frauen dann aber, dass sie ihre Fähigkeiten nicht nur dazu nutzen können, um überhaupt Kleidung und andere Dinge herzustellen oder beschädigte Stücke zu reparieren, sondern diese auch zur Verschönerung einsetzen konnten. Kleidungsstücke, Taschen und Decken mussten also nicht unbedingt nur praktisch und nützlich sein, sondern konnten durchaus auch ansprechend aussehen. Heute ist bekannt, dass schon im Mittelalter mit einem Nadelspiel aus fünf Nadeln gestrickt wurde und aus der Renaissance sind Roben mit kunstvollen Stickereien und aufwändigen Borten überliefert. In der Folgezeit entwickelten sich Handarbeiten somit in zwei Richtungen, auch wenn diese letztlich miteinander verbunden sind.

So wurde nach wie vor gehäkelt, gestrickt und genäht, um aus der Notwendigkeit heraus Kleidungsstücke anzufertigen und zu reparieren. Gleichzeitig entstand ein Kunsthandwerk, das der Mode der jeweiligen Gesellschaftsschicht folgte. Mitunter waren die Spitzen und Stickereien dabei so teuer, dass sie nur den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten waren, für die unteren Gesellschaftsschichten aber gleichzeitig die Möglichkeit boten, dank ihrer Kunstfertigkeit ein Einkommen zu erwirtschaften.

Infolge der beiden Weltkriege sollte sich die Notwendigkeit, Handarbeiten zu beherrschen, noch einmal wiederholen. Schließlich gab es kaum die Möglichkeit, Kleidungsstücke und andere Textilien zu kaufen, und wenn, dann nur zu Preisen, die für die wenigsten bezahlbar waren.

In den Folgejahren änderte sich die Situation deutlich. Die moderne Industrie hielt Einzug und die Geschäfte waren voll mit allem, was das Herz begehrte.  

Klassische Handarbeiten heute

Nach und nach entwickelten sich klassische Handarbeiten zu einem Hobby, das mittlerweile in erster Linie dem Freizeitvergnügen dient. Sicher würden heute nur die wenigsten auf die Idee kommen, die Löcher in ihren Socken zu stopfen, sofern sie es denn überhaupt könnten. Dennoch stellt sich die Frage, weshalb so viele Handarbeiten wieder entdeckt haben und viel Zeit und Mühe investieren, um Pullover, Mützen, Schals, Deckchen und all die anderen Dinge anzufertigen.

Bis auf wenige Ausnahmen lässt sich alles maschinell herstellen und allein die Kosten für die Wolle und die Garne liegen oft höher als ein fertig gekauftes Pendant, die Arbeit und die Zeit erst gar nicht mitgerechnet. Aber es gibt eine Reihe von Gründen, die klassische Handarbeiten sehr sinnvoll machen und gleichzeitig die Erklärung dafür liefern, weshalb klassische Handarbeiten gerade in unserer heutigen, modernen, hektischen und auf Konsum ausgerichteten Zeit absolut im Trend liegen. Einer der Gründe ist die Individualität.

Sicher gibt es Pullover in unzähligen Varianten zu kaufen, aber einen Pullover zu tragen, der selbst angefertigt wurde und den es in dieser Form nur ein einziges Mal gibt, ist doch ein anderes Gefühl. Ein anderer Grund ist, dass Handarbeiten Balsam für die Seele sind. Gerade in einer von Hektik und Stress geprägten Zeit, ist es herrlich entspannend und beruhigend, sich mit Wolle und Nadel auf die Couch zurückzuziehen und zu beobachten, wie Masche für Masche ein kleines Kunstwerk entsteht.

Durch die Konzentration auf das Werkstück rücken die Sorgen des Alltags zumindest für einen Moment in den Hintergrund. Aber auch die Tatsache, dass die Arbeit zu einem sichtbaren Ergebnis führt, das stolz präsentiert werden kann, ist wohltuend. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass klassische Handarbeiten auch einen pädagogischen Nutzen haben.

So schulen sie die Feinmotorik, fördern die Kreativität und trainieren die Geduld und das Durchhaltevermögen, allesamt Fertigkeiten, die sich auch im privaten und beruflichen Alltag überaus bezahlt machen können.

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