Anleitung: Wolle für Häkelarbeiten selbst spinnen
Naturfasern zu Fäden zu spinnen, um diese dann zu Geweben und Stoffen weiterzuverarbeiten, gehört zu den ältesten Techniken der Menschheit. Früher war das Spinnen allerdings eine notwendige Beschäftigung, die in erster Linie von Frauen, jedoch durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch, durchgeführt wurde.
Wenn heute Wolle gesponnen wird, so erfolgt dies weniger aus der Notwendigkeit heraus, sondern ist eher im Hobbybereich anzusiedeln.
Aber das Spinnen macht großen Spaß und Häkelarbeiten, die aus selbstgesponnener Wolle angefertigt werden, sind sicherlich noch etwas einzigartiger als ohnehin schon. Für diejenigen, die auch einmal Wolle für ihre Häkelarbeiten selbst spinnen möchten, erklärt die folgende Anleitung, wie es geht:
Die benötigten Materialien
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Faserarten, die versponnen werden können. Gerade für die ersten Versuche sind jedoch nicht alle Fasern gleichermaßen gut geeignet. Flachs beispielsweise ist verhältnismäßig kostengünstig, in der Handhabung allerdings recht schwierig. Seide hingegen lässt sich wunderbar verarbeiten, ist als Übungsmaterial aber zu teuer.
Für die ersten Versuche eignet sich Wolle am besten, und zwar Wolle im Kammzug.
Solche Wolle ist spinnfertig, lässt sich gut verarbeiten und ist recht kostengünstig zu bekommen. Neben der Wolle wird eine Handspindel benötigt und auch diese werden in unzähligen Ausführungen angeboten. Anfänger sollten sich für eine Spindel entscheiden, die sich möglichst lange von alleine dreht. Außerdem sollte die Spindel weder zu leicht noch zu schwer sein. Je leichter eine Spindel ist, desto feineres Garn kann gesponnen werden.
Am Anfang kommt es aber zunächst einmal darauf an, gleichmäßige Fäden zu spinnen und diese dürfen dann auch ruhig etwas dicker sein. Für Anfänger erweist sich eine Tellerspindel oft als die beste Wahl, denn eine Tellerspindel dreht sich recht lange selbstständig und hat ein mittleres Gewicht. Letztlich muss aber jeder selbst ausprobieren, mit welcher Spindel er am besten zurechtkommt.
Wolle für Häkelarbeiten selbst spinnen – so wird‘s gemacht:
Das Anspinnen
Bevor das eigentliche Spinnen beginnen kann, wird ein sogenannter Vorfaden benötigt. Der Vorfaden bildet den Anfang, an den das Garn dann angesponnen wird. Als Vorfaden kann jedes beliebige Garn verwendet werden, das am Ende ausgefranst werden kann, beispielsweise ein Stück Wollfaden von einem Knäuel. Der Vorfaden wird nun etwa einen Meter lang abgeschnitten und einige Male um den Stab der Spindel gewickelt.
Anschließend wird der Faden einmal um die Spindelspitze geschlungen, zurück nach unten geführt und in Höhe der Kerbe zu einer halben Schlinge geformt, so dass am oberen Ende noch gute 5cm des Fadens übrig sind. Dieses Ende wird nun gute 2cm weit ausgefranst. Je besser der Faden ausgefranst ist, desto leichter verbindet er sich später mit der Wolle, die versponnen werden soll.
Sinnvoll wäre nun, die Spindel am oberen Ende des Fadens festzuhalten und durch einen Schubs in Bewegung zu versetzen. So kann nämlich geübt werden, wie viel Schwung notwendig ist, damit sich die Spindel gleichmäßig dreht.
Das Faserdreieck bilden
Bei Wolle im Kammzug handelt es sich um einen sehr langen Wollstrang, der in eine Richtung gekämmt ist. Da der ganze Strang nicht auf einmal versponnen werden kann, wird nun eine Partie abgeteilt. Diese Partie sollte etwa 30cm lang und höchstens 2cm breit seit.
Um die Partie abzuteilen, wird der jeweilige Strang einfach mit den Händen herausgezogen, weil so automatisch wieder die für das Spinnen benötigten ausgefransten Enden entstehen. Der Wollstrang wird nun über der linken Hand positioniert. Dabei muss ein Ende des Strangs im rechten Winkel über die Finger in Richtung Handfläche verlaufen, während der Rest des Stranges hinter der Hand liegt.
Jetzt wird die Hand zur Spindel geführt, das ausgefranste Ende des Vorfadens quer über die Enden der Wollfasern gelegt und mit dem linken Daumen festgehalten. Gleichzeitig wird dabei auch das sogenannte Faserdreieck gebildet. Faserdreieck bedeutet, dass der Wollstrang am oberen Ende aufgefächert liegt, während das untere Ende spitz zusammenläuft und den Faden bildet, der gesponnen wird.
Das Spinnen
Nun beginnt das eigentliche Spinnen. Dazu wird die Spindel mit der rechten Hand in Bewegung versetzt. Ob die Spindel im oder gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, spielt keine Rolle, allerdings muss die Drehrichtung die ganze Zeit über beibehalten werden. Während sich die Spindel dreht, greift die rechte Hand die Spitze des Faserdreiecks. Nun muss kurz gewartet werden, bis der Drall der Spindel den Faden erreicht hat.
Ist der Drall oben angekommen, wird vorsichtig leicht am Vorfaden und den Wollfasern gezogen. Jetzt wird die rechte Hand für einen kurzen Moment weggenommen und durch den Drall wird das erste Stück Garn versponnen. Anschließend greift die rechte Hand wieder an die Spitze des Dreiecks, zieht erneut vorsichtig an weiteren Fasern und lässt los, sobald der Drall oben angekommen ist, damit auch dieses Stück Garn versponnen wird. So geht es nun immer weiter.
Wichtig ist aber, dass sich die Spindel die ganze Zeit über gleichmäßig dreht. Wird die Spindel langsamer, wird sie mit der rechten Hand angeschubst.
Den Faden aufwickeln
Nach einiger Zeit ist der Faden so lang geworden, dass die Spindel fast am Boden angekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt wird der gesponnene Faden auf den Stab der Spindel aufgewickelt. Dies gelingt am besten, wenn der Faden zuerst auf die linke Hand aufgewickelt wird, weil er so seine Spannung behält und stabil bleibt.
Von der linken Hand wird der Faden dann auf den Spindelstab gewickelt und am Ende wie zuvor der Vorfaden befestigt. Nun kann weitergesponnen werden, nur dass jetzt das Ende des selbstgesponnen Fadens die Funktion des Vorfadens übernimmt und der weitere Faden hier angesponnen wird.
Den Faden haspeln und verzwirnen
Um die selbstgesponnene Wolle nun für Häkelarbeiten verwenden zu können, muss sie zunächst von der Spindel genommen werden. Damit sich die Wolle beim Abnehmen nicht verdreht oder ineinander verknotet, wird sie gehaspelt. Hierbei erweist sich ein einfacher Stuhl als ideales Hilfsmittel. Der Stuhl wird dazu umgedreht und die Wolle vorsichtig um die vier Stuhlbeine gewickelt.
Dann wird die Wolle etwas angefeuchtet und kann nach dem Trocknen zu einem Knäuel aufgewickelt werden. Wer möchte, kann die Wolle nun außerdem noch verzwirnen. Dadurch wird der Faden dicker und reißfester, durch Garne in unterschiedlichen Farben oder Stärken können außerdem Effektgarne hergestellt werden.
Beim Verzwirnen wird im Grunde genommen genauso gearbeitet wie beim Spinnen, allerdings gibt es zwei kleine Unterschiede. Zum einen wird nicht mehr mit Rohwolle, sondern mit mindestens zwei der fertigen Garne gearbeitet. Zum anderen muss die Spindel jetzt in die entgegen gesetzte Richtung gedreht werden. Wurde die Spindel beim Spinnen der Wolle im Uhrzeigersinn gedreht, muss sie sich beim Verzwirnen also gegen den Uhrzeigersinn drehen.
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