Anleitung für eine gehäkelte Jahreswetterdecke
Viele fänden eine gehäkelte Decke zwar toll, trauen sich aber nicht so richtig an das Projekt heran. Schließlich ist eine Decke ziemlich groß, wodurch auch das Häkeln entsprechend lange dauert. Genau diesen Umstand macht sich eine Jahresdecke zunutze.
Denn sie wird exakt ein Jahr lang gehäkelt. Dabei geht es am 1. Januar eines Jahres, einem Geburtstag oder einem anderen bedeutenden Tag los. Und genau 365 Tage später, wenn sich der Starttag jährt, ist die Häkeldecke fertig.
Doch gehäkelt wird nicht irgendwie, sondern orientiert am Wetter. Weil die Decke so das Wetter im Verlauf des Jahres widerspiegelt, wird auch von einer Wetterdecke oder Temperaturdecke gesprochen. Wir erklären in dieser Anleitung, wie eine gehäkelte Jahreswetterdecke entsteht:
Inhalt
Ein paar grundsätzliche Infos zur Jahreswetterdecke vorab
Wetterdecke, Jahresdecke, Temperaturdecke, Jahreswetterdecke: Für die gehäkelte Decke gibt es verschiedene Namen. Die Idee dahinter ist, dass ein Jahr lang jeden Tag eine Reihe gehäkelt wird. In welcher Farbe und mit welchem Muster die Reihe gearbeitet wird, hängt vom Wetter am jeweiligen Tag ab. Im Laufe der Zeit wächst die Decke so Stück für Stück, bis sie nach einem Jahr schließlich fertig ist. Gleichzeitig lässt sich anhand der Decke nachvollziehen, wie das Wetter im vergangenen Jahr war.
Das Schöne an einer gehäkelten Jahreswetterdecke ist, dass das Ergebnis immer eine Überraschung bleibt. Denn wie die Decke am Ende aussehen wird, wird vom Wetter bestimmt. Und das lässt sich schlecht vorhersagen.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich das Projekt auch für diejenigen prima eignet, die im Alltag nicht allzu viel Zeit fürs Häkeln haben oder nur ungern stundenlang am gleichen Stück arbeiten. Weil bei der Jahresdecke pro Tag nur eine Reihe gehäkelt wird, braucht es nämlich nur wenige Minuten.
Der ursprüngliche Gedanke war, die Jahresdecke als Jahresprojekt zu gestalten, das am 1. Januar beginnt und am 31. Dezember endet. Aber selbstverständlich spricht nichts dagegen, einen anderen Start- und Endtermin zu wählen. Eine schöne Idee ist zum Beispiel, die Decke als Erinnerung an das erste Lebensjahr, das erste Ehejahr oder das letzte Schuljahr zu arbeiten. Genauso kann die Decke natürlich auch jedes andere Jahr verewigen.
Die Planung der Häkeldecke
Bei der Jahreswetterdecke gibt es keine festen Regeln. Erlaubt ist vielmehr, was gefällt. Bevor es losgehen kann, müssen aber ein paar Entscheidungen getroffen werden:
Die Farben
Zunächst einmal müssen die Farben der Häkeldecke festgelegt werden. Dafür werden verschiedene Temperaturbereiche bestimmt und den Temperaturenbereichen unterschiedliche Farben zugeordnet. Über wie viele Grade sich ein Temperaturbereich erstreckt, hängt davon ab, wie bunt die Decke werden soll. Sollen es zum Beispiel zehn Farben werden, kann die Skala so aussehen:
Temperaturbereich | Garnfarbe |
unter -10°C | Dunkelblau |
-9 bis -5°C | Hellblau |
-4 bis 0°C | Weiß |
1 bis 5°C | Hellgrün |
6 bis 10°C | Dunkelgrün |
11 bis 15°C | Gelb |
16 bis 20°C | Orange |
21 bis 25°C | Rosa |
26 bis 30°C | Hellrot |
31 bis 35°C | Dunkelrot |
Wer noch mehr Farben verarbeiten möchte, kann die Temperaturbereiche auch in 3- oder 4-Grad-Schritten festlegen. Ratsam ist außerdem, das Klima vor Ort zu berücksichtigen. In den Bergen etwa, wo die Temperaturen eher kühl sind, kann die eigene Farbskala weiter in den Minusbereich gehen und dafür bei den warmen Temperaturen größere Schritte machen. Andersherum kann die Farbskala in südlichen Gefilden nur eine Farbe für die Minusgrade vorsehen und dafür die warmen Temperaturen weiter unterteilen.
Und selbstverständlich muss die Jahresdecke nicht in bunten Regenbogenfarben gearbeitet werden. Genauso ist möglich, bei einer Farbe zu bleiben und davon verschiedene Abstufungen zu wählen.
Die Häkelmuster
Sind die Farben festgelegt, muss entschieden werden, welche Häkelmuster es werden sollen. Die einfachste Variante ist, alle Reihen im gleichen Muster zu arbeiten, beispielsweise nur aus festen Maschen oder Stäbchen. Das klingt im ersten Moment vielleicht ein bisschen langweilig. Durch die verschiedenen Farben wird die Decke aber bunt genug. Verschiedene Muster sind deshalb nicht notwendig.
Wer Abwechslung in die Häkelmaschen bringen möchte, hat zwei Möglichkeiten. So kann er die Häkelmuster anhand verschiedener Wetterlagen festlegen.
Zum Beispiel so:
-
Sonnenschein: feste Maschen
-
bewölkter Himmel: halbe Stäbchen
-
Regen: ganze Stäbchen
-
Sturm und Gewitter: Doppelstäbchen
-
Schnee: Noppen
Die andere Möglichkeit ist, den einzelnen Wochentagen Häkelmuster zuzuordnen. In diesem Fall werden dann beispielsweise montags feste Maschen gehäkelt, dienstags halbe Stäbchen und so weiter.
Die Größe
Der letzte Schritt bei der Planung bezieht sich auf die Größe der Decke. Üblicherweise wird jeden Tag eine Reihe gehäkelt. Dadurch besteht die Häkeldecke am Ende aus 365 Reihen. Möglich ist aber auch, für jeden Tag eine Hin- und eine Rückreihe zu arbeiten. Dann wird die Decke entsprechend länger. Soll es hingegen nur eine kleine Decke werden oder wird mit einem sehr dicken Garn gearbeitet, kann statt einer Reihe pro Tag nur eine Reihe pro Woche gehäkelt werden. So hat die fertige Decke 52 Reihen.
Damit die Decke später stimmige Proportionen hat, ist es ratsam, eine kleine Maschenprobe anzufertigen. Am besten wird dafür in jedem Häkelmuster, das bei der Decke zum Einsatz kommt, eine Reihe gehäkelt. So lässt sich ermitteln, wie lang die Decke am Ende ungefähr sein wird.
Mit diesem Wert lässt sich bestimmen, wie breit die Decke gearbeitet werden sollte. Ergeben beispielsweise 20 Maschen und 30 Reihen ein 10 cm großes Quadrat, wird die Decke bei 365 Reihen ungefähr 120 cm lang sein. Je nachdem, wie breit die Decke werden soll, kann später dann die entsprechende Anzahl an Luftmaschen angeschlagen werden.
Die Materialien für eine Jahreswetterdecke
Die wichtigste Zutat für die Jahreswetterdecke ist natürlich das Häkelgarn. Allerdings lässt sich schwer vorhersagen, wie viel Garn benötigt wird. Denn je nachdem, wie das Wetter sein wird, kann von einigen Farben deutlich mehr Garn verbraucht werden als von anderen Farben.
Ein guter Richtwert ist, von jeder Farbe 100 Gramm Garn zu besorgen und die Banderolen aufzuheben. Sollte im Jahresverlauf eine Farbe ausgehen, lässt sich das benötigte Garn mithilfe der Banderole nachkaufen.
Neben dem Garn werden dann noch eine Häkelnadel in passender Größe, eine Schere und eine Wollnähnadel benötigt. Und: Die Zettel, auf denen die Farb- und Mustereinteilungen notiert sind, sollten gut aufbewahrt werden. Schließlich werden sie solange gebraucht, bis die Jahreswetterdecke fertig ist.
Die Anleitung für die gehäkelte Jahreswetterdecke
Das Häkeln selbst ist schnell erklärt: Am Starttag geht es los. Das kann der Neujahrstag, ein Geburtstag, der Hochzeitstag oder jeder andere Tag sein.
Je nachdem, welches Wetter an diesem Tag herrscht, wird das Garn in der entsprechenden Farbe zur Hand genommen. Ist es draußen beispielsweise zwei Grad warm und ist für diese Temperatur die Farbe Hellgrün festgelegt, werden mit dem hellgrünen Garn so viele Luftmaschen gehäkelt, bis die gewünschte Breite erreicht ist.
Anschließend wird eine Reihe in Hellgrün gearbeitet, und zwar in dem Häkelmuster, das für die Wetterlage, den Wochentag oder generell die Häkeldecke geplant wurde. Ist es beispielsweise bewölkt und sind für diese Wetterlage halbe Stäbchen vorgesehen, wird eine Reihe halbe Stäbchen gehäkelt. Ist die Reihe fertig, ist das Tageswerk auch schon vollbracht.
Am nächsten Tag wird wieder eine Reihe gehäkelt. Auch hier wird erst geprüft, wie warm es draußen ist. Dann wird die dazugehörige Garnfarbe genommen und das geplante Häkelmuster gearbeitet. Scheint etwa bei 12 Grad die Sonne und sind für dieses Wetter feste Maschen in Gelb geplant, wird eine Reihe feste Maschen in Gelb gehäkelt.
Nach diesem Schema geht es Tag für Tag weiter. Wichtig ist aber, bei der angelegten Farbskala zu bleiben, selbst wenn mehrere Tage hintereinander mit der gleichen Farbe gehäkelt werden muss oder bei einem Wechsel eine andere Farbe besser aussehen würde. Denn am Ende soll die Decke das vergangene Jahr widerspiegeln.
Übrigens: Es ist nicht schlimm, wenn an einem Tag mal nicht gehäkelt wird. Im Internet gibt es Datenbanken mit Wetterdaten. So können die verbummelten Tage problemlos nachgeholt werden.
Genau ein Jahr später ist die Decke fertig. Dann müssen nur noch die Fäden vernäht werden. Wer möchte, kann die Decke zum Schluss mit einem schönen Rand umhäkeln. Das war‘s!
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Thema: Anleitung für eine gehäkelte Jahreswetterdecke
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